Donnerstag, 6. März 2008

Film: Sweeney Todd

Der teuflische Barbier aus der Fleet Street



Handlung

Ein Mann, blass mit schwarzen Haaren und einer weißen Strähne, kommt mit einem Schiff in den Londoner Hafen im 19. Jahrhundert an - bei ihm ein Seemann namens Anthony (Jamie Campbell Bowen). Ersterer erzählt, beziehungsweise singt, die Geschichte eines Barbiers und seiner Frau. Die beiden hatten eine Tochter, das Leben der kleinen Familie war perfekt. Doch Richter Turpin (Alan Rickman) stört den Frieden. Er lässt den Barbier Benjamin Barker (Johnny Depp) vor Gericht bringen und einsperren. Nach Jahren von Gefangenschaft kehrt der Barbier als Sweeney Todd zurück - entschlossen Rache zu nehmen.
Sweeney Todd kehrt an seine alte Wohnstätte in die Fleet Street zurück und trifft dort auf Mrs. Lowett (Helena Bonhem Carter). Diese erkennt Sweeney Todd als ihren früheren Bekannten Barker und erzählt Mr. Todd von der Tragödie seiner Frau. Die nahm ein Gift ein, um sich aus der Gefangenschaft Richter Turpins, der Todds Frau liebte, zu befreien. Ihre Tochter aber blieb weiterhin als Mündel beim Richter. Anthony trifft derweil auf Todds Tochter Johanna und verliebt sich ehe er sich versieht. Er will seine Geliebte aus den Fesseln des Richters befreien, dazu benötigt er Todds Hilfe. Der zieht über Mrs. Lovetts mäßig besuchten Bäckerei ein. Im Dachgeschoss zieht er eine Barbierstube auf und wartet nur darauf, dass der Richter Turpin über seine Türschwelle tritt, um Rache zu nehmen. Bis er an die Gurgel seines Hassfeindes herankommt, vertreibt er sich die Zeit damit, die Kehlen seiner Kundschaft nacheinander durchzuschneiden. Die Leichen verarbeitet, die in Mr. Todd verliebte, Mrs. Lovett in Fleischpasteten. Mit dieser fragwürdigen Zutat floriert ihr Geschäft genau wie der Barbiersalon. Bis zum finale spritzt folglich Liter von Blut über die Leinwand.

Casting

Jeder Schauspieler singt mit Inbrunst über Geschichten kommender und vergangener Zeiten. Allen voran Johnny Depp und Helena Bonham Carter, die eine Arie nach der anderen schmettern. Erfreulicherweise wurden die Lieder nicht übersetzt, sondern vom Original übernommen. Durch den Zahlreichen Gesang, immerhin handelt es sich um ein Horror-Musical, können die Schauspieler allerdings keiner ihrer Rollen tatsächlich gerecht werden. Die Charaktere bleiben im Wesentlichen oberflächlich. Sogar Johnny Depp kann dem teuflichen Barbier Sweeney Todd nicht vollkommen seinen Stempel aufdrücken. Die gesanglichen Leistungen sind hingegen hoch einzustufen, da kein professioneller Sänger mitwirkte, sondern jeder Schauspieler seinen Part in den Liedern übernahm.
Johnny Depp (Fluch der Karibik, Sleepey Hollow) arbeitet zum nunmehr 8. Mal (ich entschuldige mich, wenn ich mich irre) mit Regiesseur Tim Burton zusammen. Das Team ist eingespielt und Herr Depp zeigt besonders auch gesanglich eine sehr gute Leistung, bleibt aber insgesamt unter seinen Möglichkeiten.
Helena Bonham Carter, übrigens die Frau von Tim Burton, ist in der Lage die verzweifelte Liebe zum Teufel mit den Rasiermessern angemessen rüberzubringen und zeigt eine insgesamt sehr gute schauspielerische wie gesangliche Leistung.
Alan Rickman hingegen bekommt kaum die Möglichkeit dem Bösewicht Turpin seine Note zu verleihen. Er bleibt zu blass und unter seinen Möglichkeiten. Allerdings hat seine Rolle auch nur sehr wenige Auftritte, wodurch der Charakter, wie bei so vielen anderen auch, nicht in Gänze präsentiert werden kann. Auch er bleibt leider unter seinen Möglichkeiten.

Look

Der Film hat einen zur Geschichte passenden tristen Look. Die meiste Zeit sieht man nur das schwarz-graue London und Sweeneys Barbiersalon. Die Charaktere haben allesamt eine bleiche Haut und schwarzumrandede Augen, was ihnen ein geisterhaftes Aussehen verleiht. Selten kommen auch Farben ins Spiel, z. B. beim Rückblick auf Todds früheres Leben als Benjamin Barker oder bei Mrs. Lovetts rosiger Vorraussicht auf ein Leben mit Todd. Wer kein Blut sehen kann, der sollte den Film meiden, denn am Kunstblut wird nicht gespart (besonders nicht zum Ende hin). Allerdings bleibt die Gewaltdarstellung jederzeit relativ harmlos, übertrieben wird sie nie, erst recht nicht verherrlicht.

Fazit

Ein Film in dem Johnny Depp nicht nur mitspielt, sondern auch noch singt und tanzt. Die Frauen müssen dahinschmelzen bei dieser Vorraussicht. Der Film ist sicherlich kein stupides Schwingen mit dem Rasiermesser, wie ich beim ersten Mal dachte, als ich den Trailer sah. Nein, der Film erzählt eine im Grunde sehr traurige Geschichte über Liebe, Verrat, Intrigen und Rache. Dabei blickt man in den Abgrund der Seele von Sweeney Todd. Der ist in der Tat ein Antiheld. Ob Johnny Depp in dieser Rolle die Sympathie der Zuschauer gewinnen kann, scheint zuerst unwahrscheinlich, verkörpert er doch einen skrupellosen Serienmörder. Doch im Laufe der Geschichte kann man die geschundene Seele des Barbiers doch nur bemitleiden. Die übrigen Rollen sind meiner Meinung nach fast gänzlich uninteressant. Der Film vergibt seine großartigen Chancen, indem zu viele Gesangspassagen gibt, die Einblick auf das Seelenleben der Rollen erlaubt. Und dort liegt am Ende doch die Krux am nicht übersetzten Gesang. Mehr als die Hälfte des Films ist auf Englisch, allerdings untertitelt, der Rest auf Deutsch. So lässt es sich nicht vermeiden, dass die Originalstimmen in einem zum Teil doch krassen Unterschied zur Synchronisation stehen. Trotzalledem ist der Film empfehlenswert, nicht zu Unrecht für Oscars nominiert gewesen und erzählt eine gute Geschichte, die übrigens einem Musical von Stephen Sondheim entspricht, welches Tim Burton als Jugendlicher bereits gesehen hatte.

Ich gebe 8 von 10 Punkten, mit einem leicht enttäuschtem Gefühl.

(dc)

1 Kommentar:

david santos hat gesagt…

Guten morgen, Jan!
Excellente posting.