Samstag, 19. Mai 2007

Pursuit Force (PSP)


Vom Grafen


Stellen Sie sich einmal den unangenehmsten Ort der Welt vor.
Nein, ich rede nicht von Berlin-Kreuzberg oder der New Yorker Bronx. Gemeint ist Capital City, Handlungsort des Actionspiels Pursuit Force. Okay, der Name der Stadt klingt jetzt sehr langweilig und uninspiriert. Aber Pursuit Force ist das genaue Gegenteil von Langeweile.



Armageddon?

Ganz kurz zur Geschichte, auch wenn die wirklich nicht wichtig ist. Capital City wird von insgesamt fünf Gangs terrorisiert. Wirklich jede denkbare kriminelle Gruppierung findet sich hier: Die Mafia, Söldner, muskelbepackte Randalierer, weibliche Diebe und so eine Art Yakuza (sprich: japanische Mafia). Kein Mensch ist in dieser Stadt sicher.
Und hier schlüpfen Sie in die Rolle des Gesetzeshüters, um die Stadt wieder sicher zu machen. Genauer gesagt, Sie gehören der namensgebenden Pursuit Force an, die nun selbst mit härtester Gewalt gegen die Verbrecher vorgeht. Gefangene nehmen? Können Sie teilweise, müssen Sie aber nicht. Hauptsache die Gegner machen keine Probleme mehr, und dass machen sie das ganze Spiel über und treiben den Spieler nicht selten an die Grenze, die PSP einfach gegen die Wand zu werfen oder (in Ermangelung eines separaten Controllers) einfach in die Konsole zu beißen.


Knallharte Action

Ganz ehrlich, Pursuit Force erzählt weder eine gute Geschichte, noch bietet es spielerische Freiheit, aber das braucht es auch nicht. Es ist ein kompromissloses Actionspiel, dass Sie durch Schläuche hetzt, in der Sie alle Gegner erledigen.
Und das inszeniert das Spiel so genial, wie man es selten zuvor gesehen hat. Aber erst mal zur Aufteilung des Gameplays. 70 Prozent des Spiels befinden Sie sich hinterm Steuer von allen möglichen Fahrzeugen (auch Motorräder und Boote), 25 Prozent zu Fuß gegen eine Überzahl von Gegnern (nur hier können Sie Feinde verhaften) und 5 Prozent bedienen Sie ein stationäres MG in einem Helikopter.
Jetzt zur Inszenierung: Niemals zuvor hat es soviel Spaß gemacht gegnerische Autos zu übernehmen. Die könnten Sie zwar auch einfach so lange mit ihrer Pistole bearbeiten bis die explodieren, aber wo bleibt da der Spaß? Es ist doch viel cooler auf das gegnerische Fahrzeug zu springen, die Insassen abzuschießen und dann ins Auto zu steigen und nebenbei die Waffe zu kassieren, die die Gegner bei sich hatten. Die sind meistens stärker als ihre Standardpistole und sehen auch noch besser aus.
Das war Ihnen noch nicht gut genug inszeniert? Na gut, wie wäre es denn, wenn der, übrigens namenlose, Held in Zeitlupe auf das gegnerische Auto springt, schon im Flug ein oder zwei der Gangster erledigt und dann nach einem kurzen weiteren Kampf das Fahrzeug übernimmt? Schon besser, aber diese Slow-Motion-Sequenz funktioniert nur, wenn sie zuvor eine Leiste, die sich unten rechts im Bildschirm befindet, durch aggressives Fahren und nicht zuletzt durch Abschüsse aufgefüllt haben. Diese nimmt wiederum ab, falls sie einen Zivilisten rammen oder gar auf einen schießen. Dieser Bonus wird beim Sprung auf ein Auto automatisch aktiviert, kann aber alternativ auch zur Heilung des Helden und seines Autos benutzt werden.
Es ist auch sehr erfreulich, dass die Missionen sehr abwechslungsreich ausfallen, obwohl Sie genau genommen nichts anderes machen als alle Feinde abzuschießen. Manchmal müssen Sie einen Killer verfolgen, einen Überläufer sicher zum Flughafen bringen (dabei dürfen Sie Ihr Auto natürlich nicht verlassen) oder Sie verfolgen Schnellboote, während ein Helikopter über Ihnen Bomben abwirft. Es gäbe noch viele Beispiele, eigentlich kommt jede Mission auf seine eigene besondere Weise rüber.


Knallharter Schwierigkeitsgrad

Im Gegensatz zur simpel gestrickten "Story", ist der Anspruch an den Spieler enorm. Anfänger werden an diesem Spiel verzweifeln. Das liegt auch daran, dass es kein richtiges Tutorial gibt, sondern in der ersten Mission die wichtigsten Sachen nur durch Texteinblendungen erklärt werden. Immerhin hält das Spiel dabei an, da man sich sonst schneller auf dem "Game-Over-Bildschirm" befindet, als es einem lieb ist.
Denn der Schwierigkeit zieht sich nicht nur durch den Anfang, sondern durch das ganze Spiel hindurch. Die Zeitlimits sind so knapp, dass schon ein einziger Fahrfehler den Neustart nötig macht. Die Gegner sind so gut wie immer in der Überzahl und die Lebensenergie Ihres Helden ist dann doch sehr knapp bemessen. Dennoch ist das Spiel niemals unfair, eher sehr anspruchsvoll. Obwohl, ganz stimmt das nicht, denn einen unfairen Aspekt wird Sie das ganze Spiel über begleiten: Das Fehlen jeglicher Checkpoints. "Nicht so schlimm", sagen Sie vielleicht. Dann stellen Sie sich jetzt vor, sie haben sechs Schnellboote von den Gegnern übernommen, den letzten gerade noch 200 Meter vorm Game Over, dann jeden einzelnen der 20 Feinde im nächsten Teil festgenommen (das Verhaften gibt Extrapunkte) und im letzten Teil hängen sie schon am letzten Fahrzeug, der Fahrer hat gerade noch ein Viertel seiner Energie. Aber Schluss, das Zeitlimit ist überschritten und Sie müssen die Mission von vorne beginnen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern sogar mit der Zeit frustrierend. Spätestens beim zweiten Fehlversuch legen Sie die PSP verärgert und das Spiel verfluchend auf die Seite, nur um die Mission eine halbe Stunde später noch mal zu versuchen.


Die andere Seite des Gesetzes

Zwar sind Sie in der Kampagne an die Rolle des Gesetzeshüter gebunden, aber in dem Modus "Rennen" spielen Sie die Verbrecher. Hier geht es, dem Modusnamen entsprechend, um das Gewinnen eines Rennen. Nix mit Waffengewalt auf der Seite des Bösen. Dafür greift sofort der Ehrgeiz Erster zu werden, und das versucht man dann auch gerne mehrmals. Dasselbe Prinzip tritt auch im Modus "Zeitrennen" auf, nur das hier direkte Konkurrenten wegfallen und Sie einfach gegen schon bestehende Highscores antreten. Einen Multiplayermodus gibt es übrigens nicht.

Zur Technik. Die ist für ein PSP-Spiel der ersten Generation sehr gut. Schöne Modelle, knackige Effekte und detaillierte Umgebungen machen Pursuit Force zu einer echten Schönheit. Allerdings gibt es auch Probleme, so kommt es immer wieder, wenn sich viele Fahrzeuge bzw. Gegner auf dem Bildschirm tummeln zu merklichen Slowdowns, die den Spielfluss geringfügig stören. Auch sehen einige Animationen nicht so besonders gut aus und auch an sehr nahen Modellen erkennt man kantige Ränder.


Meine Meinung

Pursuit Force muss man wie einen Actionfilm genießen: Hirn ausschalten und Spaß haben. Wen interessiert schon eine Story, wenn auf dem Bildschirm genug los ist. Und das ist es bei Pursuit Force zu wirklich jedem Zeitpunkt. In welchem Spiel springt man schon bei 180 km/h (nur geschätzt) auf ein anderes Auto oder schießt mit einer MG aus einem Hubschrauber? Wenn Sie eines kennen, bitte sagen Sie mir bescheid.
Ja gut, Pursuit Force ist ein nettes Actionspektakel, das aber leider an vielen Punkten kränkelt. Der gewaltige Schwierigkeitsgrad, die Linerarität und dem doch etwas blassem Szenario.
Für Spieler, die in ihrer Freizeit am liebsten Actionfilme gucken, frustresistent und darüber hinaus verdammt gut sind, lohnt sich Pursuit Force aber auf jeden Fall

Meine Wertung: 7,5 von 10 Punkten

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