Mittwoch, 4. April 2007

Test: Tomb Raider Legend (PC)



Vom Grafen


Es ist schon ironisch, dass gerade die Serie um die wohl bekannteste Archäologin nach dem schwachen sechsten Teil so gut wie ausgestorben war. Doch der Entwickler Chrystal Dynamics hat Lara Croft wiederbelebt und lässt sie in Legend wieder das machen, was sie schon immer am Besten konnte: Gräber erkunden.




Grafikpracht




Wie oben erwähnt klettert Lara jetzt wieder quer durch alle möglichen Arten von Gräbern oder Freiluftszenarien, nichts mehr mit Paris oder Prag. Da ist es besonders erfreulich, dass sich die Grabräuberin gelenkiger als jemals zuvor präsentiert. Salti, Hechtsprünge, Flickflacks mit anschließender Schraube, alles kein Problem. Besonders schön wirken diese Bewegungen durch die butterweichen Animationen der Protagonistin, egal welchen Move sie ausführt, es sieht aus als hätten sie keine aus Poligonen bestehende Figur vor den Augen, sondern würden eine echte Akrobatin sehen. Doch die Grafik besticht nicht nur durch die Animationen, auch die Umgebung, und nicht zuletzt Lara selbst, sehen einfach überwältigend aus. Ein riesiger Wasserfall gibt dem Spieler das Gefühl Urlaub in einem paradiesischen Postkartentraum zu verbringen. Lara quittiert diesen Anblick mit dem trockenen Spruch "Wenn alle Stricke reißen, gehe ich ins Postkartengeschäft."




Humor und abstruse Story



Hier zeigt sich der humoristische Aspekt, den Lara mit ihren Freunden, die mit ihr per Headset aus dem sicheren Croft Manor voll auslebt. Die Dialoge haben einerseits das Ziel, kleine Hilfe bei den Rätseln zu geben, andererseits um ständig die Situation auf "lustige" Weise zu kommentieren, die selten Schmunzeln und sehr oft missbilligendes Kopfschütteln hervorrufen. Denn die meisten Sprüche sind verdammt platt.
Dasselbe gilt für die Story. Diese hat zwar einige nette Aspekte, wie die Aufarbeitung Laras Vergangenheit, wirkt aber oberflächlich und etwas zu abgedreht.
Kurz zusammengefasst: Lara ist auf der Suche nach den Fragmenten des Schwertes Excalibur (ja, das aus der König Artus Saga) und wird ständig mit der Frage um den Tod ihrer Mutter konfrontiert. Umso schlimmer, dass das Ende auf eine Fortsetzung angelegt ist und man mitten aus der Story herausgerissen wird, wenn sie halbwegs in Fahrt kommt.




Frustrierend oder anspruchslos?



Legend bietet dem Spieler, egal welchen der drei Schwierigkeitsgrade Sie am Anfang gewählt haben, zwei Spielansprüche: Anspruchslos und frustrierend.
Da gibt es auf der einen Seite, die sehr einfachen Kämpfe mit normalen Kanonenfutter (Söldner, Soldaten, wilde Tiere), denen jegliche Form von KI versagt bleibt und die nur in großen Mengen und durch ihre Granaten gefährlich werden (Der zweite Punkt trifft natürlich nicht auf die wilden Tiere zu). Die Minispiele, die eindeutig von Fahrenheit inspiriert sind, allerdings zu keinem Zeitpunkt nur annähernd den Anspruch des Vorbilds gerecht werden und zuletzt die Rätsel, bei denen Sie Hilfe erhalten. Auf der anderen Seite gibt es die Bossgegner, die durch die Schwertfragmente oder andere übermenschliche Kräfte um einiges schwerer zu besiegen sind als die normalen Gegner (oft wissen Sie nicht, was zu tun ist), die Rätsel, zu denen man keine Hilfe erhält und die Klettereinlagen, bei denen die Kamera versagt (passiert leider zu oft) und man ungewollt in einen Abgrund oder ähnliches springt. Dagegen helfen zumindest die häufig und sehr fair gesetzten Rücksetzpunkte, durch die wiederholende Laufwege völlig wegfallen.




Physikrätsel



Eine weitere Neuerung im Spiel ist die Physikengine mit der Kisten physikalisch korrekt durch die Gegend getreten werden können. Dies kommt auch den Rätseln zugute. So müssen sie zum Beispiel schon im ersten Level Kisten über eine Wippe auf eine höher gelegene Ebene werfen.
Von der neuen Physikengine profitiert auch der Magnethaken, ein weiteres neues Gimmick für Lara. Mit diesem schwingen sie sich über Abgründe, ziehen Gegner an sich heran oder ziehen sich auf einem Sarg stehend übers Wasser. Außerdem genießt auch der Spieler die Vorteile der physikalischen Einwirkungen an gewissen sekundären Geschlechtsorganen der Protagonistin, die gegenüber den Vorgängern jedoch auf eine realistischere Größe herabgesetzt wurden. Generell wirkt Frau Croft viel menschlicher und femininer. So ist sie nun etwas zierlicher und auch ihre Sprungweite wurde stark heruntergedreht.




Fahren sie gerne Auto?



Schade, denn in Legend fahren sie nur Motorrad und Gabelstapler. Klingt lustig? Trifft aber nur auf Letzteres zu, und auch erst wenn sie die etwas umständliche Steuerung verinnerlicht haben. Die Motorradsequenzen sind nämlich sehr anspruchslos und wirken künstlich in die Länge gezogen. Besonders bei der Zweiten haben Sie das Gefühl im Kreis zu fahren, weil die Strecke und sogar die Schanzen genauso aussehen wie die, über die Sie schon zwei Minuten vorher gesprungen sind. Nicht nur wegen dem fehlenden Anspruch durch die immer wieder auftauchenden Gegner (einfach draufschießen, dann wird das schon), sondern auch aufgrund der unausgereiften Steuerung für diese Passagen, hat man unweigerlich das Gefühl, dass die Entwickler das Spiel strecken wollten ohne allzu viel Mühe aufzubringen.




Kurzes Vergnügen



Die liebe Lara hat fast drei Jahre auf sich und ihr neues Abenteuer warten lassen. Da schmerzt es doppelt so sehr, dass geübte Spieler Legend auch schon nach knappen acht Stunden durchgespielt haben. Selbst für ein Actionspiel nicht lang.
Immerhin geht der Wiederspielwert durch das Freischalten von neuen Klamotten und dem zusätzlichen Spielmodus (Zeitspiel) in Ordnung, reizt mich in der nächsten Zeit trotzdem nicht zum erneuten Spielen. Aber wem' s gefällt...






Meinung (vom Grafen)



Ich mag Tomb Raider. Mochte ich schon immer. Und ich mag Lara. Umso schlimmer, dass die kleinen Mängel einen nicht vollkommen überzeugten Spieler zurücklassen. Klar, Legend ist um Längen besser als das verkorkste Angel of Darkness. Aber warum muss ich gegen Gegner ohne jegliche Form von Intelligenz kämpfen? Warum macht die Kamera so oft Probleme, warum lässt mich das Spiel bei Rätseln entweder allein oder sagt mir alles vor, warum sind die Motorradsequenzen so langweilig, warum besiege ich manche Endgegner nur durch stupides Draufschießen und Ausweichen und warum ist das Spiel so kurz?
Das sind viele Fragen, die von den schlechten Seiten von Laras neuem Abenteuer zeugen. Aber Legend ist auch ein packend inszeniertes Actionspiel, bei dem ich mich keine Minute langweile (Naja, bis auf die Motorradpassagen). Die Grafik ist auch heute noch, über ein Jahr nach der Veröffentlichung, wunderschön und auch der Sound stimmt. Außerdem ist Lara endlich wieder dort wo sie hingehört: In der Wildnis.
Abschließend gesagt hat der Entwicklerwechsel der jungen Britin nur gut getan und bringt uns ein sehr gutes Action-Adventure, das allerdings an seinen vielen Mängeln scheitert mein Favorit zu werden. Ich spiel weiter Prince of Persia.



Meine Wertung: 7 von 10 Punkten



Meinung (von Dos Corazones)



Nach dem peinlichen Auftritt in Angel of Darkness, ist Lara nun endlich wieder da. Mit einer wunderschönen Grafik, vielen abwechslungsreichen Schauplätzen und einer gut präsentierten Geschichte kann das neue Tomb Raider bei mir Punkten. Allerdings ist die Steuerung auch mit dem Gamepad noch nicht optimal, die Kameraführung hat zu viele Mängel, sodass man zum ständigen nachjustieren gezwungen wird. Die Motorradabschnitte wirken unnötig in die Länge gezogen und die Steuerung ist hierbei sehr schwammig. Mit einer Spielzeit von nur knapp 8 Stunden, ist das neue Lara Abenteuer auch sehr kurz ausgefallen. Dennoch ist das Spiel sehr gut und motiviert zum Weiterspielen.

Meine Wertung: 8 von 10 Punkten

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